Zur Ausstellungseröffnung "spricht" der Apparat. Von Silke Berdux und Annette Lein Noch bis Juni 2017 zeigen wir im Foyer der Bibliothek eine kleine, aber feine Sonderausstellung. Als Original und Nachbau ist dort der Kempelen'sche Sprechapparat zu sehen. Siri (aus dem iPhone) und Hal (aus „2001: Odyssee im Weltraum“) kennt jeder als künstliche Stimmen. Aber den Sprechapparat von Wolfgang von Kempelen von 1791? ###MORE### Heute bestimmt künstliche Sprache unser Leben. Der Sprechapparat, wohl um 1800 entstanden, stammt aus einer Zeit, als künstliche Erzeugung von Sprache in den Blick der Philosophen und Wissenschaftler rückte. Er steht für das zur Zeit der Aufklärung wachsende Interesse an der Untersuchung der Natur und des Menschen und dessen mechanischer Nachahmung. Der Sprechapparat bildet die menschlichen Sprechorgane in Teilen nach. Mit ihm kann man ganze Wörter hervorbringen. Er ist kein Automat mit fest programmierten Wörtern oder Sätzen, sondern wird gespielt wie ein Musikinstrument. Als möglicherweise frühestes erhaltenes Gerät seiner Art wird er von Forschern, Journalisten und Kuratoren von Sonderausstellungen immer wieder angefragt. Galt er lange Zeit als Sprechapparat des Wolfgang von Kempelen, eines der Pioniere und bestimmenden Gestalten der frühen Sprachsynthese, der 1791 ein Buch über seinen Sprechapparat verfasste, wird diese Zuschreibung seit einigen Jahren in Zweifel gezogen. Der Kempelen'sche Sprechapparat: Balg Zettel Im Rahmen eines Forschungsprojektes wurde der Sprechapparat genau untersucht und dokumentiert. Mit den gewonnenen Daten wurde ein dreidimensionales CAD-Modell erstellt. Auf dieser Grundlage wurde eine genaue Replik gefertigt, daran waren verschiedene Werkstätten des Deutschen Museums und Wissenschaftler beteiligt. Die Replik gibt erstmals Aufschluss über die Funktionsweise des Apparats und dessen Funktionsumfang. Können mit ihm ganze Sätze hervorgebracht werden, wie es in anderen Schriften heißt, oder nur einzelne Wörter wie „Mama“, „Papa“ und „Oma“? Versuche dazu sind am Original nicht möglich, nun konnte experimentiert und dabei zahlreiche neue Erkenntnisse gewonnen werden. Mit der Replik steht nun ein Forschungs- und Demonstrationsobjekt zur Verfügung. Ein weiterer Forschungsstrang beschäftigt sich mit der Zuschreibung an Wolfgang von Kempelen sowie der Einordnung in den historischen Kontext. Kempelen oder Nicht-Kempelen lautet eine oft gestellte Frage. Ist der Apparat von Kempelen gebaut worden oder handelt es sich um einen Nachbau oder gar eine Zusammenstellung von Teilen verschiedenen Alters? Recherchen in Archiven und der Literatur sowie Materialuntersuchungen brachten neue Erkenntnisse, auch die, dass es eine weit größere Zahl von Nachbauten nach Kempelen gab als bisher angenommen, die aber – von einer Ausnahme abgesehen – nicht erhalten sind. Anlass für die Forschung war die neue Dauerausstellung Musikinstrumente, in der ab 2019 Original und Replik des Sprechapparats gezeigt werden sollen – idealerweise mit einem Objektschild, das die Frage der Autorschaft klärt. Einsichten, Ansichten: Ausstellung 8 Objekte 8 Museen Das Forschungsprojekt vertritt das Deutsche Museum bei der Ausstellung „8 Objekte, 8 Museen“. In der Ausstellung präsentieren die acht Forschungsmuseen der Wilhelm-Gottfried-Leibniz-Gemeinschaft sich und ihre Forschung. Auf einem großen interaktiven Medientisch sind alle Objekte zu sehen. Anlass ist das Leibniz-Jahr 2016, in dem sich der Geburtstag des Namensgebers zum 370. und dessen Todestag zum 300. Mal jähren. Bis 30. Juni 2017 im Foyer der Bibliothek, gegenüber vom Haupteingang des Museums (Eintritt frei). Silke Berdux ist Kuratorin für Musikinstrumente. Sie hat die Ausstellung "8 Objekte 8 Museen" für das Deutsche Museum kuratiert. Einer der Schwerpunkte der Musikwissenschaftlerin liegt in der Erschließung und Vermittlung der Sammlung Musikinstrumente, zu der auch der Sprechapparat gehört. Derzeit ist sie mit der Planung der neuen Dauerausstellung Musikinstrumente befasst, die 2019 eröffnet wird. Annette Lein ist Internetredakteurin und immer auf der Suche nach guten Geschichten zu interessanten Objekten. Gerade plant sie eine App für das Museum, in der unter anderem eine Tour zu den Highlight-Objekte in den Ausstellungen führt. Das einzig Störende: Hörtexte sollen (nur) 90 Sekunden dauern. Gut, dass es für Geschichten den Museumsblog gibt.
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