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Das digitale Objekt

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Die Tischuhr aus Messing und ihr digitaler Zwilling aus Pixeln: Wie wird ein Objekt eigentlich digital? Von Andrea Geipel und Johannes Sauter Das Auslösen der Kamera gibt den Startschuss für die nächste Runde. Und schon gehen die Gespräche wieder los. Es wird geknipst, getippt, geschrieben, geklickt und gescannt. An vier Tischen hatten die Mitarbeiter*innen des Deutschen Museums die Möglichkeit den gesamten Lebenszyklus des „digitalen Objekts“ live zu erleben und mitzugestalten.###MORE### Vom 3. bis zum 5 Dezember 2018 fand das Symposium „Das digitale Objekt“ im Deutschen Museum statt. Aufgeteilt in einen Pre-Conference Workshop und ein Symposium mit Referent*innen aus verschiedensten Disziplinen wurde das „digitale Objekt“ aus vier Blickrichtungen betrachtet - „Im Depot“ als Ort des Digitalwerdens, „in der Ausstellung“ als Ort des Präsentierens, „im Internet“ als Ort des Visualisierens und als Forschungsobjekt „in der Forschung“. Unser Ziel war es die vielfältigen Themen der Digitalisierung nicht nur theoretisch zu diskutieren, sondern auch praktisch zu erproben. Während des Workshops konnten die Teilnehmer*innen Objekte professionell fotografieren und mithilfe eines Streiflicht-Scanners in 3D-Objekte umwandeln. Auch gab es spannende Einblicke in bereits erfolgreich abgeschlossene Digitalisierungsprojekte des Archivs sowie praktische Erfahrungen im Feld der Metadatenanreicherung. An einer anderen Station hatten die Teilnehmer*innen die Möglichkeit in virtuelle Ausstellungsräume einzutauchen und digitalisierte Objekte mithilfe von Augmented Reality wieder in die echte Welt zu transportieren. Zudem konnte man die Rolle der Besucher*innen einnehmen und z.B. als Schulkind oder Tourist den geplanten Museums-Guide mitgestalten. Die dritte Station galt dem Internet. Hier konnte man sich ein Bild machen, wie Metadatenstandards aussehen, welche Herausforderungen die Urheberrechte darstellen und wie die Webseite des Deutschen Museums ihre Objekte zukünftig präsentieren möchte. Ist das Objekt einmal online, kann es mithilfe von digitalen Werkzeugen analysiert, erforscht und neu betrachtet werden. Die Station „in der Forschung“ präsentierte hierfür praktische Beispiele für Analysetools und Bilderkennungssoftware. Hierfür müssen die Daten, also die Informationen des Objekts allerdings standardisiert und in der Tiefe erschlossen werden. In einem kleinen Planspiel konnten die Teilnehmer*innen sich an dieser Station sogar als Datenredakteure versuchen. Die während des Workshops vorgestellten Stationen wurden im Symposium aufgegriffen. „Im Depot“ wurden die Herausforderungen im Erhalt von Video- und Computerkunst (Margit Rosen, ZKM Karlsruhe)und die Bedeutung von Metadaten-Standards in der Inventarisierung digitaler Objekte diskutiert (Stefan Rohde-Enslin, SPK Berlin). Im Anschluss wurde die 3D-Digitalisierung als automatischer Prozess (Constanze Fuhrmann, Fraunhofer, IGD Darmstadt) der manuellen Digitalisierung einzelner Objekte gegenübergestellt (Stephan Kellner, Felix Horn, bavarikon München). Im Themenfeld „Ausstellung“ betonten Anke von Heyl (Kulturbloggerin) die Bedeutung der Vermittlung in der Begegnung von Publikum und Objekt und Franziska Mucha (University of Glasgow) die nutzerzentrierte Entwicklung als Element des digitalen Kulturwandels im Museum. In weiteren Vorträgen wurde das Computerspiel als „materielles Surrogat“ (Benjamin Beil, Universität zu Köln) und das Spannungsfeld des Reality-Virtuality-Continuums (Michael Orthwein, Hochschule Mainz) diskutiert. Neben dem Umgang mit Urheberrechten im Kontext digitaler Sammlungen (Till Kreutzer, iRights.Law Berlin) ging es im Themenfeld „Internet“ auch um die Visualisierung heterogener digitaler Objekte (Lisa Dieckmann, Prometheus – Universität zu Köln) und übergreifender Muster in Sammlungen (Viktoria Brüggemann, Mark-Jan Bludau, UCL Potsdam) sowie um die Bedeutung einheitlicher Taxonomien (Jana Hoffmann, MfN Berlin). Das Themenfeld „Forschung“ präsentierte zunächst die Möglichkeiten der Bilderkennung (Stefanie Schneider, LMU München), um dann den Blick jenseits der Digitalisierung zu wagen (Björn Ommer, Universität Heidelberg). Abschließend diskutierten Christian Mai (LMU München) und Florian Wiencek (Fluxguide Wien) den derzeitigen Hype um Virtual Reality und Augmented Reality im Ausstellungskontext, um diese Technologien kritisch zu hinterfragen.  Nach drei Tagen Workshop und Symposium steht fest, dass auch die Digitalisierung in Museen nur dann gelingen kann wenn uns die Kommunikation auf Augenhöhe und über Abteilungsgrenzen hinweg auch in Zukunft gelingt. Für uns war das Symposium ein voller Erfolg und wir sind sehr glücklich über die zahlreichen positiven Rückmeldungen und die vielen Teilnehmer*innen aus allen Bereichen des Deutschen Museums sowie den vielen Gästen aus anderen Institutionen. Gelungen ist diese Veranstaltung aber nur im Team, weshalb wir uns bei allen Mitwirkenden aus dem Museum ganz herzlich bedanken möchten. Wir freuen uns schon jetzt auf weiteren Austausch im musealen Alltag oder auch auf der nächsten Veranstaltung. P.S. Zum Jahresbeginn 2019 werden wir eine Dokumentation mit Film-, Foto-, Audio- und Textmaterial online stellen. Zudem ist für Ende 2019 im Verlag des Deutschen Museums eine Publikation zum Thema "Das Digitale Objekt" geplant. Für die Ungeduldigen empfehlen wir den Hashtag #DasDigitaleObjekt2019. Dank vieler Interessierter und Teilnehmer*innen finden sich dort knapp 400 Tweets, die die Veranstaltung live dokumentiert haben. Das Programm zum Symposium lässt sich auf unseren Forschungsseiten nachlesen.  Andrea Geipel  ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Deutsches Museum Digital.   Johannes Sauter   ist seit Januar 2018 wissenschaftlicher Mitarbeiter im Forschungsinstitut für KultSam . Bereits während seinem Studium der Kunstgeschichte und Germanistik in Freiburg hat er sich mit der Digitalisierung von Objekten beschäftigt und so versucht die Kunst ins Digitale bzw. das Digitale in die Kunstgeschichte zu übertragen. Ihr Tipp für einen Besuch im Deutschen Museum : Zuerst im VRlab den Lilienthal-Flug digital anschauen und dann den Gleiter in der historischen Luftfahrt aufsuchen, oder andersherum – beides gut!

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